Gedrucktes aus der Vergangenheit
Europaweite Bekanntheit erlangte Kempelen durch die Konstruktion seines Schachtürken, eines Schach- oder Trickautomaten, in dem ein in dem Gerät verborgener menschlicher Schachspieler mit Hilfe einer kunstreichen Mechanik die Schachzüge einer türkisch gekleideten Puppe steuerte.
1769 hatte Kempelen auf Einladung Maria Theresias einer Vorführung magnetischer Experimente beigewohnt, mit der der Franzose Jean Pelletier am Wiener Hof auftrat. Kempelen äußerte sich abfällig über diese Vorführung und kündigte an, binnen eines halben Jahres eine wesentlich bessere Maschine konstruieren zu können und führte diese zu einem nicht genau bezeugten Zeitpunkt der Kaiserin in Wien vor.
Der Schachtürke erregte in kurzer Zeit europaweites Aufsehen und wurde von Kempelen am Anfang der 1780er Jahre auf einer zweijährigen Reise in deutschen und europäischen Städten vorgeführt. Nach dem Tod von Wolfgang von Kempelen 1804 geriet der Schachtürke zunächst in Vergessenheit, bis er von Johann Nepomuk Mälzel 1824, also rund zwanzig Jahre nach dem Tod seines Erfinders, noch einmal weltweit vorgeführt wurde.
Mälzel hatte den Schachtürken aus dem Nachlass Kempelens erworben. Durch Mälzel kam der Automat in die USA, wo er 1854 bei einem Feuer im Peale’s Museum in Philadelphia verbrannte.
Der US-amerikanische Historiker John Gaughan hat innerhalb von fünf Jahren ab 1984 eine eigene Version des Automatong gebaut. Allerdings mit der original Schachspielplatte des Türken, da diese an einem separaten Ort, der nicht vom Feuer betroffen worden war, aufbewahrt wurde. John Gaughan zeige diese Automaten zum ersten Mal auf der Conference on Magic History, Los Angeles, in den USA im Jahre 1989. Der Türke funktioniert genau so, wie der von Kempelen. Lediglich der verborgene Spiele wurde durch einen Schachcomputer ersetzt.
Nach einer der verschiedenen Etymologien für den Ausdruck „getürkt“ (gefälscht, vorgetäuscht) soll dieser sich von Kempelens Schachtürken herleiten.